Den Flechten unseres Landes ist ein eigener Schwerpunktband der Reihe "forschen und entdecken" der inatura gewidmet. Das ganze Landesgebiet wurde kartiert – vom Bodenseeufer bis in die hochalpinen Regionen erstreckt sich das Arbeitsgebiet. Die Darstellung der Arten erfolgt in Planquadraten, und nur im geistigen Auge gelingt es, den Aufwand zu erahnen, der hinter diesen Befunden steckt. Die meisten Arten sind mit mehreren Fundgebieten belegt, und die Bandbreite der Flechten je Rasterfeld reicht von 50 bis über 500 Arten. Partnerschaft. Als Flechte (Lichen) bezeichnet man eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen einem Pilz, dem so genannten Mykobionten, und einem oder mehreren Photosynthese betreibenden Partnern. Diese Photobionten, auch Phytobionten genannt, sind Grünalgen (Chlorophyta) oder Cyanobakterien. Die Eigenschaften der Flechten setzen sich deutlich von jenen der Organismen ab, aus denen sie sich zusammensetzen. Erst in der Symbiose bilden sich die typischen Wuchsformen der Flechten heraus und nur in Lebensgemeinschaft mit einem Photobionten bilden die Mykobionten die charakteristischen Flechtensäuren. Die Wissenschaft von den Flechten ist die Flechtenkunde oder Lichenologie.Weltweit gibt es rund 25.000 Flechtenarten. In Mitteleuropa kommen davon etwa 2.000 vor. Der Anteil endemischer Arten ist bei Flechten viel niedriger als bei Blütenpflanzen. Flechten werden immer nach dem Pilz benannt, der die Flechte bildet, da es meist dieser ist, der ihr die Form und Struktur gibt. Während mehrere Photobionten in einer Flechte vorhanden sein können, findet man immer nur eine Pilzart. Flechten werden daher den Pilzen (Fungi) zugerechnet, unter denen sie als eigene Lebensform eine Sonderstellung einnehmen; sie sind also keine Pflanzen.Lebensräume. Flechten sind in der Lage auch die unwirklichsten Lebensräume zu besiedeln, da sie durch die Symbiose eigentlich völlig unabhängig sind. Sie sind Extremisten. Als Pioniere gedeihen rund 20.000 Flechtenarten auf unserem Globus, auch jenseits der Grenzen der übrigen Pflanzenwelt. Auf Bäumen, Steinen, Gartenzäunen, Hausmauern, ja sogar auf Glas, Blech und anderen Orten sind sie anzutreffen.Flechten gelten als Indikatoren für die Qualität eines Naturraumes, da die Artenzahl und die Häufigkeit seltener Flechtenarten ein wertvolles Maß für die Beurteilung des Naturraumpotentials darstellen. Denn nur eine reich gegliederte Landschaft mit vielen naturnahen beziehungsweise natürlichen Biotopen und Kleinbiotopen bietet Lebensraum für viele Substratspezialisten und Flechten mit hohen, spezifischen Ansprüchen an die mikroklimatischen Standortsfaktoren.Flechten. Diese Symbiose aus Pilzen und Algen, erregen durch die Art und Weise der Interaktion unser Staunen. Immerhin braucht es manchmal einen speziellen Untergrund zum Anheften und Chemikalien aus dem flüssigen Niederschlag oder aus der trockenen Deposition zum Überleben. Dennoch – oder gerade deshalb – zeigen die Flechten eine ungeheure Artenfülle. Wer für die kleinen Punkte und handtellergroßen Flecken schon die 10-fach Lupe eingesteckt hat, findet die bunten Siedler leichter. Selbst bei der hochalpinen Wanderung sind die Lebewesen auf dem Gletscher anzutreffen, der gerade den Moränenschutt weiterschiebt.
Heute ist der Nutzen der Flechten als Senke für Aerosole (Nitrat) bekannt. Mit Schwermetallen (z. B. Cadmium) können sie ebenfalls umgehen und sind auch noch Nahrungsgrundlage für manche Insekten und Schnecken.Veronika Pfefferkorn-Dellali und Roman Türk präsentieren 1070 Arten. Mit den guten Farbfotos gelang es, den Atlas der Flechten Vorarlbergs gleichermassen als Nachschlagewerk für den naturkundlich-interessierten Spaziergänger sowie als Bestandserhebung für den Wissenschaftler zu gestalten.
Pfefferkorn-Dellali, Veronika & Türk, Roman (2005): Die Flechten Vorarlbergs. — Vorarlberger Naturschau - forschen und entdecken
InhaltSummary 9Zusammenfassung 91. Einleitung 91.1 Geschichte der lichenologischen Erforschung Vorarlbergs 91.2 Was sind Flechten? 101.3 Flechten – Bioindikatoren 121.3.1 Flechten als Indikatoren für Luftschadstoffe 121.3.2 Flechten als Indikatoren für die Hemerobie von Waldbeständen 131.4 Anthropogene Beeinflussungen der Flechtenflora 131.5 Beurteilung des Flechtenbestandes in Vorarlberg 151.6 Besonders bemerkenswerte Flechtenarten für Vorarlberg 151.7 Schutzmöglichkeiten für Flechten 272. Die natürlichen Grundlagen der Flechtenverbreitung 272.1 Geologie 282.1.1 Die Molassezone 292.1.2 Die Nördliche Flyschzone und das Helvetikum 302.1.3 Die Südliche Flyschzone 302.1.4 Die Oberostalpinen Formationen (Kalkalpen) 302.1.5 Das Altkristallin 302.2 Klima 312.2.1 Die Niederschlags- und Feuchteverhältnisse 312.2.2 Die Temperaturverhältnisse 322.2.3 Die Windverhältnisse 322.3 Vegetation 333. Methodik 343.1 Herkunft der Daten 343.2 Darstellungsweise 353.2.1 Nomenklatur und Systematik 353.2.2 Höhenverbreitung 353.2.3 Substrat 353.2.4 Gefährdungsgrad 363.3 Verbreitungskarten 374. Fachausdrücke 435. Gattungen und ihre Arten 456. Flechten im Volksmund 2417. Danksagung 2418. Literaturverzeichnis 2419. Anschrift der Autoren 247
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